Es trug sich zu, dass ein
Zirkusclown, dessen Spezialität es war, seine Kunststücke auf nur einem Bein
aufzuführen, eines Tages überhaupt nur noch auf diesem einen Bein stehen konnte. Und
bald sprach es sich herum, und man nannte ihn nur noch den einbeinigen Clown. Nach einiger Zeit aber verkramften sich die Muskeln
seines Standbeines. Das stets belastete Bein begann zu schmerzen. Er war kaum mehr in der
Lage, das Gleichgewicht zu halten. Doch nicht nur sein Bein schmerzte, die gesamte
Muskulatur begann sich in dieser ungewohnten Haltung zu verspannen und zu verkrampfen. Der
Leidensdruck wurde unerräglich und der Clown schrie um Hilfe.
Da eilten verschiedene Helfer herbei.
Während der Clown weiter auf seinem einen Bein stehen blieb, begann ein Helfer das
belastete Bein zu massieren. Ein anderer nahm sich die verkrampfte Nackenpartie vor und
walkte sie nach allen Regeln der Kunst durch. Ein dritter Helfer sah, dass der Clown sein
Gleichgewicht zu verlieren droht, und bot ihm seinen Arm als Stütze an. Von den
Umstehenden kam der Rat, der Clown solle vielleicht seine beiden Hände zu Hilfe nehmen,
damit ihm das Stehen nicht mehr so schwerfalle. Ein weiser alter Mann schlug vor, er solle
daran denken, wie gut er es eigentlich hat, wenn er sich mit Menschen vergleicht, die
überhaupt keine Beine besitzen. Beschwörend redet einer auf ihn ein, er solle sich
vorstellen, er sei nur eine Feder, und je intensiver er sich darauf konzentriere, um so
mehr würden seine Leiden nachlassen. Ein abgeklärter Alter setzte wohlmeinend hinzu:
"Kommt Zeit, kommt Rat."
Schliesslich geht ein Zuschauer auf den
Leidenden zu und fragt ihn: "Warum stehst du auf einem Bein?" Mach doch das
andere gerade und stelle dich darauf. Du hast doch ein zweites Bein! |